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Menschen verwechseln oft ihre Bedürfnisse

Abraham Maslow verbrachte eine trostlose Kindheit voller seelischer Härten und war sozial isoliert, ein Außenseiter. Ingo Hamm ergänzt: „Also saß der junge Abraham stundenlang in Bibliotheken und entwickelte ein geistiges Wachstum, das die sozialwissenschaftliche Welt heute noch in Atem hält.“ Abraham Maslow meinte unter anderem, dass viele Menschen ganz oft ihre Bedürfnisse verwechseln. Insbesondere diejenigen, die auf individuelle Stärke, Erfolg, Status und Prestige aus sind. Man könnte fast sagen: Diese vier Motive sind die am weitesten verbreitete Ersatzreligion der westlichen Welt. Sozialer Status ist geradezu der Tabernakel westlicher Gesellschaften. Menschen sind lieber dumm, hässlich und hungrig, als nicht mit den Nachbarn mithalten zu können, wenn diese sich einen neuen Wagen leisten oder mit der Kollegin, wenn diese scheinbar grundlos befördert wurde. Dr. Ingo Hamm ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Darmstadt.

Alle Menschen wollen lediglich geliebt werden

Deshalb sind so viele Menschen, man kann es so direkt ausdrücken, status-geil. Selbst dann noch, wenn sie die Status-Leiter hinaufgeklettert sind. Ingo Hamm stellt fest: „Oft sehen wir in den Medien Vorstände von Weltkonzernen, denen die Unzufriedenheit geradezu ins Gesicht geschrieben steht.“ Warum sind die so chronisch und notorisch unzufrieden? Die haben doch alles! Doch alles ist eben nicht genug. Warum nicht? Warum können die den Hals nicht vollkriegen, wenn es um Status, Macht, Stärke, Erfolg und Prestige geht?

Ein Rätsel, so alt wie die Menschheit. Abraham Maslow hat es gelöst – mit einer Verwechslung. Ingo Hamm erläutert: „Ihm fiel auf, dass status-getriebene Menschen einen Fehlschluss begehen. Im Grunde wollen sie lediglich geliebt werden; wie wir insgeheim alle.“ Also schauen sie sich in der Welt und der Gesellschaft um, wobei ihr Blick fast schon zwangsweise auf die stärksten, selbstbewusstesten, aggressivsten und am meisten respektierten und angsteinflößendsten Vertreter ihrer Peer Group oder Gesellschaft fällt – eben, weil diese am meisten auffallen.

Vier Grundmotive treiben Menschen im Innersten an

Ingo Hamm weiß: „Und genau hier begehen sie den Fehlschluss: Sie glauben, dass diese aggressiven Machtmenschen mit hohem Status am meisten geliebt werden – meist erfolgt dieser Fehlschluss unterbewusst, und selbst Staatsoberhäupter verschiedenster Länder sind ihm bereit erlegen.“ Also eifern sie ihnen nach und häufen Macht und Status an – und werden dafür nicht geliebt – wer liebt schon einen Tyrannen? Daher häufen sie noch mehr Macht und Status an, was sie noch weniger beliebt macht – et cetera ad infinitum.

Abraham Maslow ist vielleicht der berühmteste Motivforscher, jedoch nicht der einzige. Seit seiner Zeit haben viele andere Wissenschaftler ebenfalls untersucht, was Menschen im Innersten antreibt. Veronika Brandstätter hat zusammen mit drei Kolleginnen ein einem Buch „Motivation und Emotion“ schön übersichtlich erklärt, wie Menschen ticken und was sie um- und vorantreibt. Es sind vier Grundmotive: Leistungsmotivation, Anschlussmotivation, Hoffnung und Furcht sowie Machtmotivation. Quelle: „Sinnlos glücklich“ von Ingo Hamm

Von Hans Klumbies

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